© Aletta Haniel Programm
Interview

5 Fragen an ... Aziz und Laura

Für uns sind sie Helden. Mitten in der Corona-Krise haben Aziz (16) und Laura (17) ihre Abschlussprüfung an der Aletta Haniel Gesamtschule gemacht. Wie konnte ihnen das Aletta-Haniel-Programm helfen und was haben sie jetzt vor? Ein Interview.

23.06.2020

1. Wie habt ihr die Corona-Pandemie in den letzten Wochen erlebt?

Laura: Am Anfang, als die Schulen geschlossen wurden, hatte ich erst richtig Panik und habe mir große Sorgen gemacht, was mit meinen Prüfungen passiert. Ich wollte unbedingt in diesem Jahr meinen Abschluss machen und nicht noch ein ganzes Jahr warten. Als wir dann alle wieder in die Schule durften, musste ich gleich wieder zwei Wochen zu Hause bleiben, weil ich Kontaktperson einer infizierten Person war.
Es war natürlich schon sehr langweilig, die ganze Zeit zu Hause zu sein. Deshalb habe ich viel ferngesehen und oft nicht gewusst, was ich machen soll. Ich hatte manchmal wirklich Schwierigkeiten, mich zum Sport oder Lernen zu motivieren. Die Frage stellt sich in der Schule ja gar nicht, dort geht man hin und weiß, dass man lernen muss. Ich habe deshalb meine Eltern um Hilfe gebeten, indem sie strenger zu mir sind. Normalerweise sind sie ja sehr entspannt sind. Das haben sie dann gemacht und mir sogar manchmal das Handy weggenommen. Das war dann am Ende sogar gut, weil ich mich damit schon viel abgelenkt habe. Mir hat der Unterricht am allermeisten an der Schule gefehlt, weil die Lehrer einfach so gut helfen und erklären können. Ich habe jetzt auch erst begriffen, dass ich bei strengeren Lehrern viel besser lernen kann und mir das sehr beim Lernen hilft.
Unsere Schule hat uns gleich am Anfang alle Infos, Daten und Aufgaben über den Schulserver IServ geschickt. Unseren Lehrern konnten wir auch privat schreiben und sie haben immer schnell geantwortet. Eine Lehrerin war auch super, weil sie uns so oft geschrieben hat: „Ihr müsst etwas tun!“. Die Lehrer, die sich viel gemeldet haben, haben am meisten geholfen. Was mir noch geholfen hat, waren meine älteren Geschwister, die mich immer anspornen, dass ich später einen besseren Job haben soll als sie. Deshalb möchte ich später auch unbedingt gern auf eigenen Beinen stehen.

Aziz: Ich war natürlich öfter zu Hause, habe meine letzten Klassenarbeiten geschrieben, Hausaufgaben gemacht und hauptsächlich die ZAP-Bücher durchgearbeitet. Ich hatte sehr viel zu tun und habe von Corona deshalb gar nicht so viel mitgekriegt. Gerade bewerbe ich mich auf Ausbildungsstellen als Mechatroniker, Industriemechaniker oder Kaufmann im Einzelhandel. Leider kriege ich bisher kaum Antworten und glaube, das liegt auch an Corona. Vielleicht suchen die Unternehmen deshalb gerade keine Azubis. Ich hoffe aber, noch eine Ausbildungsstelle zu finden.
 
2. Wie sieht ein Schultag im Moment für euch aus und wie liefen die Abschlussprüfungen während Corona?

Aziz: Ich habe vor den Prüfungen viel zu Hause gelernt und hatte tolle Unterstützung vom Aletta Haniel Programm. Mit den Lehrern hatte ich über E-Mail und IServ Kontakt. Ich hatte den Eindruck, dass die Prüfungen jetzt leichter waren als sonst, da wir anstelle von vier Stunden pro Prüfungsfach nur 90 Minuten bzw. zwei Stunden geschrieben haben. Im Moment kriegen wir in den Nebenfächern auch noch Aufgaben, mit denen wir unsere Noten verbessern können. Eigentlich habe ich in Gesellschaftslehre und Physik schon gute Noten, aber ich mache im Moment trotzdem die Aufgaben, weil ich ja Zeit habe.

Laura: Eigentlich sind fast alle Tage im Moment gleich. Ich verbringe viel Zeit mit meiner Familie und bin die meiste Zeit zu Hause. Ich habe vor Kurzem meine ZAP-Prüfungen in Englisch, Deutsch und Mathe geschrieben. Richtigen Unterricht habe ich deshalb gerade keinen mehr. In den Nebenfächern kriegen wir über den Schulserver IServ noch Aufgaben, für die wir auch noch zusätzliche Punkte sammeln können. Gestern habe ich zum Beispiel von meiner Sportlehrerin 24 Sportübungen geschickt bekommen und musste daraus acht auswählen und mir einen eigenen Trainingsplan erstellen. Dafür musste ich mir die Anzahl der Wiederholungen und Sätze überlegen und den Trainingsplan dann für die nächsten 10 Tage machen. Zum Beispiel Hampelmänner oder Kniebeugen. Nächste Woche muss ich zur Bücherrückgabe nochmal in die Schule und hoffe sehr, dass wir dann Bescheid bekommen, wie die Prüfungen waren und wer in die Oberstufe darf. Ich will unbedingt in die Oberstufe und mein Abi an der Aletta-Haniel-Gesamtschule machen, das ist mein größter Wunsch.
 
3. Wie hat euch das Aletta Haniel Programm in dieser Zeit geholfen?

Aziz: Das Aletta Haniel Programm hat mir am allermeisten während der Schulschließungen und Prüfungsvorbereitungen geholfen. Ich stehe in ganz engem Kontakt zu Frau van Uden und Herr Schier und bin quasi ihre linke Hand. Ich übernehme auch manchmal organisatorische Aufgaben, die die beiden mir geben. Ich habe mich auch oft in der Zeit mit Frau van Uden und Herr Schier in der Schule getroffen, um Bewerbungen zu schreiben. Ich habe bestimmt über 80 Bewerbungen mit Hilfe des Aletta Haniel Programms geschrieben. Natürlich mit Maske und viel Abstand. Das hat mir sehr geholfen. Auch der Förderunterricht mit den Studenten ging während Corona weiter. Wir haben das dann vor allem über Zoom gemacht oder uns nur zu dritt mit dem Studenten getroffen. Das hat mir gerade in Deutsch viel geholfen. Immer wenn ich Fragen hatte, konnte ich Frau van Uden und Herr Schier fragen.

Laura: Weil wir vorher schon verschiedene Gruppen hatten, über die wir immer schreiben, war das ganz leicht, im Kontakt mit Frau van Uden und Herr Schier zu bleiben. Frau van Uden hat dann gleich in den Gruppen gefragt, wie es uns geht und wer von uns Hilfe braucht. Sie hat dann einen Plan erstellt, wer wann mit welchen Studierenden in welchem Raum für die Prüfungen lernen kann. Es durfte immer nur ein Student im Raum sein und wenige Jugendliche mit viel Platz dazwischen. Die Studenten haben uns wirklich sehr geholfen und sind oft auch viel länger geblieben als geplant, um mit uns zu lernen. Vor allem in Mathe hatte ich Angst, die Prüfungen nicht gut genug zu schaffen. Frau van Uden und Herr Schier haben mir deshalb schon vor Corona zusätzlich zur Lernförderung mit den Studierenden einen richtigen Ingenieur von Siemens vermittelt, der extra zu mir in die Schule gekommen ist und mir bei Mathe sehr geholfen hat. Das war dann auch für die Prüfungen sehr gut. Er hat mir auch ganz viel von seinem Beruf erzählt, das fand ich spannend.
Das Programm endet ja nach der 10. Klasse, darüber bin ich sehr traurig und leider können wir uns auch nur im kleinen Kreis verabschieden. Frau van Uden hat aber gesagt, dass wir uns dazu trotzdem so vornehm anziehen sollen, als wären wir auf einer Hochzeit. An dem Tag wollen wir feiern, was für eine schöne Zeit wir zusammen hatten. Frau van Uden und Herr Schier haben uns wirklich immer unterstützt und hatten immer ein offenes Ohr.
 
4. Was beschäftigt euch im Moment am meisten?

Aziz: Meine Schwester ist pflegebedürftig und ich wäre sehr traurig, wenn sie Corona bekommt. Sie kann leider nicht reden und versteht nicht gut, was im Moment passiert. Wegen ihr bleibt meine ganze Familie immer zu Hause und wir gehen wirklich nur in ganz dringenden Fällen raus. Am liebsten wäre ich deshalb auch so lange nicht in die Schule, wie Corona dauert, aber meine Lehrer meinten, das ginge leider nicht. Deshalb versuche ich jetzt, so gut wie möglich aufzupassen.

Laura: Mein Vater hat gesundheitliche Probleme mit dem Herzen, deshalb muss ich stark aufpassen, dass ich ihn nicht anstecke, weil ich unvorsichtig bin. Deshalb desinfiziere ich mir auch ständig die Hände. Am Anfang hat es mich natürlich auch genervt, dass alle Läden, das Schwimmbad und das Fitnessstudio zu hatten, aber ich habe es schnell verstanden, warum das jetzt sein muss. Ich kann auch nicht verstehen, warum sich trotzdem viele Menschen in großen Gruppen treffen.
 
5. Wenn ihr Bildungsminister bzw. -ministerin wärt, was würdet ihr in Corona-Zeiten mit den Schulen machen?

Laura: Gute Frage…Ich fand es richtig, dass wir als Abschlussklassen bevorzugt wurden und als erstes wieder in die Schule konnten. Es geht ja schließlich um unsere Zukunft. Ich glaube, ich würde jetzt die Sommerferien ausfallen lassen, weil alle Kinder jetzt schon so viel zu Hause waren und nicht so viel lernen konnten wie normal. Dann hätte ich die ZAP’s auch erst im August geschrieben, damit wir noch länger lernen können.

Aziz: Ich hätte die Schulen und Kindergärten noch länger zugelassen und nur ganz langsam schrittweise geöffnet. Ich finde, dass die Gesundheit der Menschen wichtiger ist, als meine Abschlussprüfungen zu schreiben. Ich wäre ja nicht gestorben, wenn ich sie erst nächstes Jahr hätte schreiben können. Eine Notfallbetreuung müsste es natürlich trotzdem immer geben, für die Kinder, die allein nicht lernen können. Aber darum musste ich mir wegen dem Aletta Haniel Programm zum Glück ja keine Sorgen machen.
 
Herzlichen Dank von der Haniel Stiftung an Euch beide für das spannende Interview!

Von Haniel Stiftung